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Fachkräftemangel im Baugewerbe: Ursachen und Lösungen für eine zukunftsfähige Branche

Angespannte personelle Kapazitäten sind im Baugewerbe seit Jahren ein wichtiges Thema. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften führt dazu, dass offene Stellen nicht mehr besetzt werden können. Das hat weitreichende Konsequenzen, wie eine erschwerte Projektdurchführung und verlängerte Bauzeiten. Welche Ursachen hat der Fachkräftemangel in der Baubranche, warum sind Berufe im Bauwesen unbeliebt und welche Lösungen und Maßnahmen können Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung helfen?

Vier Menschen aus dem Baugewerbe legen die Hände aufeinander und jubeln
Autor

Gastautor

Veröffentlicht am

14 August 2025

Ursachen des Fachkräftemangels im Bauwesen

Der Fachkräftemangel in der Baubranche hat mehrere Gründe. Zu den wichtigsten zählen:

Mangelnde Attraktivität von Bauberufen

Aufgrund der zum Teil harten Arbeitsbedingungen ist das Baugewerbe für junge Menschen nicht besonders attraktiv. Das führt dazu, dass sich weniger Schulabgänger für Berufe im Bauwesen entscheiden. Dadurch bleiben seit Jahren unzählige Ausbildungsplätze leer.

Veraltete Lehrpläne in der Berufsausbildung

In Deutschland hinken die Ausbildungsprogramme im Bau häufig den aktuellen Anforderungen hinterher. Dadurch bringen Berufsschulabsolventen oft nicht alle erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse mit, um schnell eigenständig am Bau arbeiten zu können.

Demografische Entwicklung

Die Effekte des demografischen Wandels machen sich in Deutschland zunehmend bemerkbar. Die Babyboomer-Jahrgänge gehen in Rente und hinterlassen immer neue Lücken in Unternehmen, die sich von Jahr zu Jahr schwerer schließen lassen.

Schrumpfende Bevölkerung

In einigen Regionen Deutschlands ist ein deutlicher Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen. Das trägt ebenfalls zum Fachkräftemangel in der Baubranche bei.

Auswirkungen auf die Bauindustrie

Dass am Bau Fachkräfte fehlen, kommt auf unterschiedliche Weise zum Tragen. Hier einige der wichtigsten Punkte:

Verzögerungen bei Bauprojekten

Projektverzögerungen zählen zu den offensichtlichsten und problematischsten Auswirkungen des Fachkräftemangels in der Baubranche. Baumaßnahmen dauern viel länger als ursprünglich geplant. Bei Großprojekten am Bau, die Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen erfordern, kann der Mangel an speziellen Fertigkeiten, Kenntnissen oder Kompetenzen das gesamte Projekt ins Stocken bringen.

Um den Fachkräftemangel auszugleichen, müssen Unternehmen am Bau ständig ihre Pläne anpassen. Hieraus resultieren Planungsschwierigkeiten und erhöhte Unsicherheiten im Projektverlauf. Sind im Bauvertrag Vertragsstrafen als Klauseln für eine verspätete Fertigstellung verankert, fallen für die in das Projekt involvierten Unternehmen zusätzliche Kosten an.

Steigende Kosten

Verlängert sich die Bauzeit, entsteht ein erheblicher finanzieller Mehraufwand durch:

  • längere Mietdauer für Maschinen und Geräte,
  • höhere Lohnkosten, da diese Gelder über einen längeren Zeitraum gezahlt werden müssen,
  • höhere Verwaltungskosten, weil Planer, Projektmanager und andere Verwaltungskräfte länger am Projekt arbeiten,
  • erhöhte Zinskosten bei Bauprojekten, die über Kredite finanziert werden,
  • zusätzliche Kosten für die Lagerung von Materialien.

Um sich vor den Mehrkosten durch Vertragsstrafen zu schützen, planen Unternehmen am Bau bei Verzögerungen häufig Überstunden und Wochenendarbeit ein. Diese sind meist mit höheren Stundensätzen verbunden, wodurch die Kosten ebenfalls steigen.

Qualitätseinbußen

Wenn Fachkräfte fehlen, sind Unternehmen häufig gezwungen, weniger qualifizierte oder schlechter ausgebildete Arbeiter einzustellen. Das kann sich nachteilig auf die Qualität am Bau auswirken. Die Folge sind Mängel, die manchmal erst nach Jahren entdeckt werden und kostspielige Nachbesserungen nötig machen.

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Lösungen für den Fachkräftemangel in der Baubranche

Um das Problem des Fachkräftemangels zu lösen, können verschiedene Ansätze ein Thema sein. In den meisten Fällen ist es sinnvoll, mehrere Maßnahmen miteinander zu kombinieren.

Verstärkte Nachwuchsarbeit

Um neue Fachkräfte zu gewinnen, ist es in erster Linie wichtig, den Nachwuchs für Berufe im Bauwesen zu begeistern. Kooperationen mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen bieten Unternehmen am Bau die Möglichkeit, zukünftige Talente frühzeitig zu erkennen und anzusprechen.

Um der jüngeren Generation das Thema schmackhaft zu machen, ist ein zeitgemäßes Image das A und O. Der Einsatz digitaler Werkzeuge ist dafür nahezu unverzichtbar. Neuere Geburtsjahrgänge erwarten ein fortschrittliches Arbeitsumfeld. Daher ist es wichtig, veraltete, arbeitsintensive Abläufe durch neue digitale Lösungen zu ersetzen.

Junge Mitarbeiter bei der Auswahl und Einbindung solcher Tools einzubeziehen, kann dem Modernisierungsprozess auf die Sprünge helfen. Außerdem kann eine offene Kommunikation moderner Ansätze das Thema Berufe im Bauwesen ansprechender für den Nachwuchs machen.

Integration von Fachkräften aus dem Ausland

Gut ausgebildete Fachkräfte sind nicht nur in Deutschland zu finden. Deshalb kann es sich für Unternehmen lohnen, bei der Suche nach neuen Talenten den Blick über die Landesgrenzen hinaus zu richten. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen hierfür wurden 2024 nochmals verbessert. EU-Bürger dürfen hierzulande ohne Einschränkungen arbeiten. Auch Staatsangehörige aus Norwegen, Island, Liechtenstein und der Schweiz benötigen für einen Job in Deutschland keine spezielle Arbeitserlaubnis.

Seit März 2024 dürfen auch Personen aus anderen Ländern in deutschen Unternehmen arbeiten, wenn sie mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und einen in ihrem Herkunftsland staatlich anerkannten Abschluss vorweisen können. Damit verringern sich der bürokratische Aufwand und die Verfahrenszeiten erheblich. Ausländer mit einem hier anerkannten Abschluss dürfen seit November 2024 jede qualifizierte Tätigkeit aufnehmen, auch wenn diese nicht mit ihrer eigentlichen Qualifikation zusammenhängt. Grundlage hierfür ist der „Fachkräftetitel“ nach §§ 18a und 18b AufenthG.

Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz erlaubt Unternehmen aus besonders nachgefragten Branchen die begrenzte, kurzfristige Anstellung ausländischer Fachkräfte für einen Zeitraum von bis zu acht Monaten. Damit können Arbeitgeber Engpässe am Bau unkompliziert überbrücken, solange sie sich an die Tarifverträge halten und der Arbeitnehmer ab dem ersten Arbeitstag Sozialversicherungsbeiträge zahlt.

Zusätzlich gilt seit Juni 2024 eine neue Westbalkanregelung. Gemäß dieser dürfen Bürger aus Staaten dieser Region in Deutschland in nicht reglementierten Berufen tätig sein. Das Kontingent für die Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit wurde auf 50.000 Personen pro Jahr festgelegt.

Arbeitsbedingungen optimieren

Ein förderliches Arbeitsumfeld hilft nicht nur, bestehende Mitarbeiter zu binden, sondern zieht auch neue Talente an. Investitionen in moderne Arbeitsmittel und Sicherheitsausrüstungen, Gesundheitsförderung und flexible Arbeitszeichen können helfen, das Image harter Arbeit und anspruchsvoller Arbeitsbedingungen loszuwerden und dadurch die Baubranche für Fachkräfte attraktiver machen.

Erhebliche Veränderungen und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen bringen vor allem die Digitalisierung und die Automatisierung mit sich. Hier sind insbesondere folgende Innovationen ein Thema:

  • Drohnen und Roboter (können gefährliche und körperlich anstrengende Arbeiten übernehmen)
  • Building Information Modeling und Common Data Environment (ermöglichen eine bessere Koordination und Organisation von Arbeitsabläufen und reduzieren damit das Konfliktpotenzial)
  • Augmented und Virtual Reality zur Visualisierung von Projekten (verbessern die Zusammenarbeit und das Verständnis)

Da die Einführung dieser neuen Technologien Schulungen und die Weiterbildung der Mitarbeiter voraussetzt, gibt sie diesen die Möglichkeit, sich neue Fähigkeiten anzueignen und ihre Qualifikation zu erhöhen. Auch das kann dabei helfen, den Fachkräftemangel in der Baubranche ein Stück weit zu kompensieren.